Sonntag, 15. Juli 2012

Hello, my name is Sophie, I am a teacher.


Seit etwas ueber einer Woche bin ich jetzt in Siem Reap. Wenn ich ueber alles schriebe, das mir in dieser Zeit Neues und Aufregendes und Bizarres begegnet ist, wuerden mir die Finger wund. Also fange ich in diesem Eintrag mit dem an, fuer das ich hier bin: der Schule.

Ich bin jetzt Lehrerin fuer um die 50 Schueler! Zum Glueck sind es nie 50 auf einmal und ich bin auch nicht allein. Ich arbeite mit einer Khmer Lehrerin, die uebersetzt, die Kinder diszipliniert, und die Haelfte des Unterrichts leitet. Die Kinder sind auf zwei Klassen aufgeteilt: Die Tiger kommen morgens, die Nilpferde nachmittags. Es gibt jeweils eine Englisch Stunde, die die Khmer Lehrerin leitet, und eine Stunde die ich leite und die sich an einem sehr offenen Lehrplan orientiert. Diesen Monat ist das Thema 'Kambodschas Nachbarn', also habe ich letzte Woche Vietnam durchgenommen und mache diese Woche Thailand. Zu dem woechentlichen Thema muss ich dann Geographie, Mathe ('How many people live in Hanoi per square kilometer?') und Kunst ('Today we're painting traditional Vietnamese patterns!') unterrichten. Die Schueler sind zwischen 11 und 16 Jahre alt, aber sehen alle wesentlich juenger aus. Kaum jemand ist schon in der Pubertaet (Gott sei Dank!). Sie wirken eher als seien sie zwischen 7 und 10, und darum denke ich von ihnen auch immer als Kindern – dabei sind einige weniger als fuenf Jahre juenger als ich.



Es kommt mir ziemlich absurd vor, dass ich unterrichte. Aber Grace House ist der perfekte Ort fuer jemanden mit so wenig (sprich: keiner) Erfahrung und der natuerlichen Autoritaet einer Feldmaus. Zum einen ist alles sehr frei. Der Unterricht ist zusaetzlich zur staatlichen Schule, die die meisten Kinder besuchen, also gibt es keine Noten und fixen Lernziele. Es geht vor allem darum, dass sie Englisch lernen (eine extrem begehrte und gut bezahlte Faehigkeit) und sich kreativ entwickeln koennen auf eine Weise, die ihnen die ueberfuellte und sehr frontale staatliche Schule nicht ermoeglicht. Ich kann also in andern Worten machen was ich will.

Was das unterrichten aber wirklich erleichtert sind die Schueler selbst. Ich war immer etwas skeptisch gegenueber Geschichten von armen Kindern die ja ach so lernbegierig und gut sind. Ich dachte, dass sich das nach Viktimisierung und Klischees anhoerte. Aber meine Schueler wollen lernen! Sicher, sie wollen nicht immer alles lernen, und sie sind keine Engel (sondern Kinder). Aber sie haben alle eine unterliegenden Wunsch, zu lernen. Wenn ich etwas an die Tafel schreibe oder eienen Text austeile, stuerzen sie sich drauf, und versuchen sofort, alles richtig auszusprechen und zu verstehen. Wenn ich eine Aufgabe stelle gehen sofort zwei Drittel der Haende hoch. 'To me, to me, teacher!'. Wer nicht rankommt, ist enttaeuscht.

Sie sind auch gehorsam und respektvoll – niemand stoert den Unterricht, oder steigt voellig aus. Aber sie sind andererseits auch nicht zu gehorsam, keine stummen Roboter, die Aufgaben erfuellen wie Soldaten Befehle. Einige meiner Schueler sind Frechdachse, oder laut, andere sind schuechtern, manche sind Streber – wie eben in meiner Klasse auch, als ich in dem Alter war. Aber ich bin mir sicher, dass ich keine Deutsche Klasse unterrichten koennte. Wir waren furchtbar in dem Alter! Lehrer wurden unterminiert wo moeglich, Arbeit vermieden, kaum jemand wollte ueberhaupt im Unterricht sein. Gerade in de Das ist hier voellig anders. Letzte Woche habe ich versucht, eine Klasse fuenf Minuten frueher in die Pause zu schicken, weil sie so gut gearbeitet hatten. Sie haben sich geweigert!




Ich habe wirklich grosses Glueck mit der Organisation und dem Projekt. Grace House hilft nicht nur den Kindern sonder auch ihren Familien und Gemeinschaften der Kinder. Es bietet Elektriker-Ausbildungen und eine Flecht-Werkstatt sowie Sozialarbeit und Unterstuetzung fuer die Aermsten in den umliegended Doerfern.


Die Schule hilft den Kindern sehr, denn Englisch ist extrem wichtig um in Siem Reap Arbeit ausserhalb der Landwirtschaft zu finden. Und auch sozio-kulturell ist Englisch sehr begehrt, aehnlich wie in Thailand und Korea. Die Stadt ist voll von Privatschulen, die Englisch anbieten – fuer hohe Gebuehren, die die Kinder in Grace House niemals bezahlen koennten. Viele erwachsene Khmer, die ich kennengelernt habe, arbeiten extrem hart um ihr Englisch zu verbessern und besuchen Hochschulkurse in Englisch, aber es gibt wenige, die wirklich fliessend sind, denn die Moeglichkeit, Englisch zu lernen, gibt es erst seit den 90ern. Die Kinder in Grace House hingegen haben eine gute Chance, mal richtig richtig gut zu werden!

  
Zum Abschied sagen die Kinder immer: 'Good luck to you, good dreams to me!'

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